Nutzungskonzept der Räume ermitteln und Fläche, Höhe, Anzahl und Platzierung, Verglasung und Art der Fenster sowie Lichtschächte und ggf. auch Atrien daran anpassen
Kategorie
Zielkonflikte
Zielkonflikt: Ist die Gebäudestruktur einmal erstellt, sind Änderungen aufwendig und kostenintensiv. Die Nutzungsflexibilität sinkt.
Synergie: UV-Schutzgläser lassen Tageslicht in den Raum und schützen gleichzeitig vor Aufwärmung durch solare Wärme.
Details
Idealerweise wird zur Ermittlung der benötigten Fenster und ihrer Platzierung zuallererst abgeklärt, wie die zu planenden Räume genutzt werden sollen und wo entsprechend wie viel Tageslicht und in welcher Qualität vorhanden sein muss. Anschliessend können die Lage und Grösse der Fenster logisch ermittelt werden (vgl. nutzerorientierte Bedarfsplanung) – selbstverständlich auch unter Berücksichtigung von energiebezogenen Gesichtspunkten.
Wieviel Tageslicht durch Fenster einfallen kann, hängt von einigen Faktoren ab, von denen man nicht alle beeinflussen kann. Zu den nicht beeinflussbaren Faktoren gehören die Bewölkung (in Mitteleuropa ist der Himmel etwa zur Hälfte der Zeit bedeckt und das zur Verfügung stehende Licht ist dadurch reduziert) und die Verschattung durch natürliche Gegebenheiten oder Verbauung. Umso wichtiger ist es, dass man die vorhandenen Einflussmöglichkeiten weitgehend ausschöpft. Diese beziehen sich zur Hauptsache auf die Beschaffenheit der Fenster und es lassen sich grundsätzlich folgende Empfehlungen abgeben:
- Fensterfläche: Fensterflächenanteile sollten aus Gründen des Wärmeschutzes und des Energieverbrauchs nicht höher als 50% sein. Fensterflächen unterhalb einer Geschosshöhe von ca. einem Meter tragen wenig zur Tageslichtnutzung bei, unterstützen Privacy-Anforderungen nicht und verursachen bei manchen Personen Höhenangst und können deshalb durch Brüstungen ersetzt werden. Ebenfalls von Bedeutung ist, dass die Fensterflächenanteile pro Fassade der Gebäudeausrichtung und der entsprechenden Sonneneinstrahlung angepasst werden. Vgl. auch entsprechende weitere Emfpehlung im Kontext des Wärmeschutzes.
- Geschoss- und Fensterhöhe: Je höher die Geschosse und Fenster desto mehr Tageslicht kann in Räume einfallen. Deshalb sollte die Geschoss- und Fensterhöhe etweder maximiert oder wenigstens unter Berücksichtigung der Raumtiefe gewählt werden. Eine Faustformel kann den Lichteinfall in Abhängigkeit von der Fensterhöhe grob ermitteln: Die Weite des Lichteinfalls entspricht dem zweifachen Abstand zwischen Boden und Fensteroberkante.
- Platzierung und Anzahl: Fenster sollten gleichmässig auf der Raumbreite verteilt werden. Hierbei ist zu beachten, dass jede Fensteröffnung im Kontrast zur geschlossenen Fläche (Wand) steht. Viele kleine Fenster wirken zwar günstig auf die Gleichmässigkeit, bedeuten aber zugleich eine hohe Frequenz von Hell-Dunkel-Wechseln und somit eine kontrastreiche Umgebung. Hohe Kontraste führen aber zu Blendung und Ermüdung und sollten deshalb möglichst reduziert werden.
- Verglasung: In den letzten Jahren wurden verschiedene Gläsertypen entwickelt. Der Markt bietet z.B. dekorative, farbige oder bedruckte Gläser (vgl. auch Beschaffenheit der Gebäudehülle / Fassade). Bezogen auf den Energieverbrauch und das Innenraumklima relevant sind Gläser mit spezieller Funktion, wie z.B. Isolierglas oder Sonnenschutzglas. Verfügt ein Gebäude über einen hohen Tageslichteintrag (wie z.B. bei einer Glasfassade oder sehr grossen Fensterflächen), können diese „intelligenten Gläser“ einen massgeblichen Beitrag zum energetischen Gesamtkonzept leisten. Diese intelligenten Gläser filtern die Strahlung mittels Bedampfung oder Folien. So wird der sichtbare Teil der Strahlung, das Licht, durch gelassen und Wärmestrahlung wieder in den Aussenraum reflektiert. Auf diese Weise wird der Innenraum weniger aufgeheizt und ist dennoch taghell.
- Art der Fenster: Nebst den üblichen vertikalen Fenstern an der Fassade kommen manchmal auch Lichtöffnungen im Dach (Oblichter) zum Einsatz. Auch in diesem Fall beeinflussen die Lage im Raum und Grösse das einfallende Tageslicht. Grosse Öffnungen lassen viel Licht einfallen und bedienen eine entsprechend grosse Fläche im Raum, allerdings lassen sie auch einen grösseren Teil von direktem Sonnlicht eindringen. Dieses direkte Licht kann durch aussenliegenden Sonnenschutz, innenliegenden Blendschutz, Glaseigenschaften oder bauliche Gegebenheiten (wie z.B. einen Schacht) positiv beeinflusst werden. Die Entscheidung bezüglich Grösse und Beschaffenheit des Oblichts muss individuell unter Betrachtung der gesamten Situation entschieden werden. Es besteht allerdings die Gefahr, dass nicht gut geplante Oblichter durch starke Schwankungen in der Beleuchtungssituation schnell zu unangenehmen Arbeitsplatzsituationen führen können.