Aktive Betreiber-Nutzer-Kommunikationsstrategie
Kategorie
Zielkonflikte
Zu bedenken ist, dass je nach Einflussnahme und Gebäude die Planbarkeit der Verbräuche sinkt.
Einflussnahmemöglichkeiten fördern die Nutzertoleranz.
Details
Bürogebäudenutzende sind keine passiven Erdulder der Umgebung, in der sie sich befinden, sondern schätzen vorgesehene Einflussnahmemöglichkeiten und versuchen so oder so aktiv Bedingungen herzustellen, die sie persönlich als komfortabel erleben. Je nach Diskrepanz zwischen den persönlichen Bedürfnissen und der aktuellen Situation und je nach Wissen über die Funktionsweise des Gebäudes, werden seitens der Nutzenden unterschiedliche Strategien verfolgt, die beispielsweise das Klima angenehm, das Tageslicht ausreichend und die Zugluft weniger störend machen sollen: Unterscheiden lassen sich vorgesehene und nicht vorgesehene Möglichkeiten der Einflussnahme: Vorgesehene Möglichkeiten der Einflussnahme:
- Mitteilung von Wünschen an die Betreiber
- Nutzung von Thermostaten, Licht- und Storenschaltern, Lüftungsreglern und das Öffnen von Fenstern
- Nutzung von zur Verfügung gestellten Klimageräten
Nicht vorgesehende Möglichkeiten der Einflussnahme:
- Manipulation an Fenstern, Storen, Sensoren, Lüftungsauslässen etc;
- Verwendung privater klimabeeinflussender Geräte wie Ventilatoren, Heizgeräte, Kühlungsgeräte, Luftbe- und entfeuchter, Luftumwälzsäulen etc.
Das Problem bei allen Einflussnahmemöglichkeiten ist, dass diese nicht nur komfortoptimierend sondern je nach Bauweise des Gebäudes und nach effektivem Nutzerverhalten auch energierelevant und komfortsenkend sein können. Ebenso können undurchdachte Handlungen im Kontext der eigentlichen Arbeitstätigkeit (insbesondere undurchdachte Geräteverwendung) den Komfort im Gebäude massgeblich senken. Entsprechend empfiehlt sich für Betreiber, das Verhalten der Nutzenden nicht einfach geschehen zu lassen, sondern die Nutzenden aktiv über die Funktionsweise des Gebäudes und die Auswirkungen unterschiedlicher mit dem Gebäude verknüpfter Verhaltensweisen zu informieren. Die typischerweise verfolgte Strategie, den Nutzenden im Intranet ein Nutzerhandbuch zur Verfügung zu stellen, ist hierfür nicht ausreichend. Alternativ bieten sich an:
- Grundschulung zum Gebäudewissen bei Antritt einer Stelle bzw. bei Umzug in ein neues Büro. Dies könnte beispielsweise auch durch Sicherheitsbeauftragte übernommen werden, die mit Neuankömmlingen im Gebäude ohnehin einen Rundgang machen müssen. Eventuell könnten auch Nutzervertreter eingebunden werden.
- Einbezug von Supportpersonal (z.B. Facility Management) in die persönliche und direkte Wissensweitergabe an Nutzende
- Regelmässige Informationsmails oder Kommunikation über andere Medien, insbesondere zu Beginn der Heiz- bzw. der Kühlperiode und bei extremen Aussentemperaturen
- Einbezug von Führungspersonal in die Kommunikation und Umsetzung von Beschlüssen und Zielsetzungen zum Nutzendenverhalten
- Nutzende über die Auswirkungen ihres Verhaltens auf dem Laufenden halten: So werden Erfolge und Misserfolge transparent und Lerneffekte werden unterstützt. Voraussetzung ist aber, dass das Verhaltensfeedback so spezifisch, individuell und zeitnah wie möglich gegeben wird – dadurch kann es auf das eigene, spezifische Verhalten bezogen werden. Inzwischen sind beispielsweise bereits technische, intuitiv verständliche Feedbacksysteme auf dem Markt, die den Nutzenden in Abhängigkeit von den Innen- und Aussenbedingungen live Feedback über die energetischen und komfortbezogenen Auswirkungen ihres Verhaltens geben (vgl. beispielsweise visionarity.com).
- Um überhöhte Erwartungen an ein Gebäude und die vorhandenen Einflussnahmemöglichkeiten zu vermeiden und somit auch Akzeptanz von nicht zu 100% präferenzgemässen Bedingungen zu schaffen, sollten die Nutzenden offen und transparent über die Möglichkeiten und Grenzen des Gebäudes und der verbauten (Einflussnahme-)Technologie aufgeklärt werden.