Tageslichtabgestimmte, aufgaben-, alters- und arbeitsortgerechte sowie blendfreie künstliche Beleuchtung, auf die Einfluss genommen werden kann
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Das künstliche Licht wird von Lichtquellen (Lampen) erzeugt und von Leuchten im Raum verteilt. Der Typ der Leuchten bestimmt die Verteilung, den Charakter und die Effizienz des Lichts.
Oft wird empfohlen, möglichst tageslichtähnliche Lampen mit entsprechenden spektralen Eigenschaften einzusetzen, da – im Gegensatz zu gewöhnlichen Lampen - von positiven Effekten auf die Stimmung und Gesundheit ausgegangen wird. Der tatsächliche wissenschaftliche Befundlage zur Thematik ist aber keineswegs so klar, wie das entsprechende Lampenhersteller behaupten[1] und entsprechend lassen sich die mit solchen Lampen verbundenen deutlich höheren Anschaffungskosten und Energieverbräuche kaum rechtfertigen. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass in Zukunft methodisch ausgefeiltere Studien den geschuldeten Wirksamkeitsnachweis doch noch erbringen.
Ganz egal welche Lampenart am Ende gewählt wird: Die künstliche Beleuchtung sollte auf die vorhandene Tageslichtsituation abgestimmt sein. Je kleiner die Fenster eines Raums und umso grösser seine Tiefe umso häufiger und leuchtstärker wird Kunstlicht benötigt. Insbesondere bei Räumen mit unterschiedlichen Tageslichtzonen ist die Schaltung bzw. das Steuerungskonzept des Kunstlichts zu berücksichtigen: fensternahe Leuchten sollten in diesem Fall separat von fensterfernen Leuchten geschaltet werden.
Für Büroarbeitsplätze wird in vielen Normen eine Beleuchtungsstärke von 500 Lux empfohlen. In der Praxis wird dies häufig so umgesetzt, dass eine indirekte Deckenbeleuchtung mit 300 Lux als Allgemein- und Umgebungsbeleuchtung dient, dass aber Nutzende bei Bedarf mithilfe individueller Steh- oder Tischleuchten die einfallende Leuchtstärke auf 500 Lux erweitern können. Die indirekte Deckenbeleuchtung unterstützt die Gleichmässigkeit der Lichtverteilung und schafft durch die aufgehellte Decke eine helle, räumliche Erscheinung. Indirekte Beleuchtung reduziert zudem auch Blendeffekte, da durch sie eine Reduktion des Kontrasts von Decke zu Leuchte erreicht wird. Durch diese Beleuchtungsstrategie werden auf energieeffiziente Art und Weise die in der Büroarbeit typischen Arbeiten am Computer aber auch Schreib- und Lesearbeiten unterstützt. Für die Arbeit am Computer ist zusätzlich aber auch die Bildschirmbeleuchtung entscheidend.
Nicht immer entsprechen Nutzende, Arbeitsplätze und Arbeiten dem in schweizerischen Bürogebäuden typischen anzutreffenden und mit Büronormen abgedeckten Fall. Eine spezifische Optimierung der künstlichen Beleuchtung wird deshalb für jene Arbeitsplätze empfohlen, die besonders kunstlichtabhängige Tätigkeiten (z.B. Feinmotorik, Lesen von Plänen, Studieren von Zahlen etc.), Arbeitszeiten (Schichtarbeit) und Nutzende (z.B. ältere oder sehbehinderte Mitarbeitende) unterstützen müssen oder die sich an Orten mit wenig Tageslichtzugang befinden (z.B. im Untergeschoss oder im Zentrum besonders tiefer Büroräume).
Mit ambitionierteren Energieeffizienzzielen muss zudem immer stärker auch die Abstimmung des Kunstlichts auf den tatsächlichen Bedarf (also bei Anwesenheit und geringer Tageslichtverfügbarkeit) optimiert werden. Diese Anforderung hat dazu geführt, dass in vielen modernen Bürogebäuden der Einsatz künstlicher Beleuchtung über Bewegungssensoren und die Wahl der verwendeten Leuchtstärke über Tageslichtsensoren gesteuert wird, was vom dahinter stehenden ökologischen Grundgedanken her sicher unterstützenswert ist. Hierbei ist es aber äusserst kritisch, wie gut die entsprechenden Sensoren ausgerichtet sind und die Automatisierung programmiert ist. Situationen, in denen Nutzende die Beleuchtung mittels Bewegungen immer wieder bewusst aktivieren müssen oder die Beleuchtung mittels Bewegung ungewollt eingestellt wird, tragen zur Unzufriedenheit der Nutzenden mit der Beleuchtung und zu unnötigem Energieverbrauch bei[2]. Eine Alternative zu den oft unzuverlässigen Bewegungssensoren bieten Infrarot-, Ultraschall- und CO2–Sensoren. Diese funktionieren zuverlässiger, da sie…
Je weniger die defaultmässig vorhandene künstliche Beleuchtung und die zugehörigen Automationssysteme die von den Nutzenden tatsächlich gewünschten Bedingungen herzustellen vermögen desto wichtiger wird auch die Möglichkeit für Nutzende, selbst individuell Einfluss auf die vorhandene Beleuchtungssituation nehmen zu können[3] (vgl. auch Maximierung von Präferenzanpassungsmöglichkeiten und Nutzerakzeptanz).
Kontrolle über die Licht- und Beleuchtungssituation kann - je nach Tageslichtkonzept und Beleuchtungsanlage - auf verschiedene Weisen ausgeübt werden:
- Manuelle Betätigung von Lichtschaltern bei der Grundbeleuchtung und bei Arbeitsplatzleuchten
- Übersteuerung von Verschattungssystemen
- Nutzung des Blendschutzes
- Wahl des Arbeitsplatzes (vgl. non-territoriale, aktivitätsorientierte Arbeitsplatzkonzepte)
Generell kann gesagt werden, dass aus Sicht der Nutzenden möglichst viel arbeitsplatzspezifische Kontrolle über die Licht- und Beleuchtungsituation vorhanden sein sollte (Verschattungssegmente, Blendschutzvorrichtungen und Leuchten jeweils pro Arbeitsplatz), aber so, dass die Kontrolle nicht allzu häufig ausgeübt werden muss. Falls arbeitsplatzspezifische Kontrolle nicht möglich ist, können nötigenfalls partizipativ Regeln für den Umgang mit Präferenzunterschieden aufgestellt werden. Die vorhandenen Kontrollmöglichkeiten sollten zudem auch intuitiv verständlich gestaltet sein und ausreichend kommuniziert werden.
[1] McColl and Veitch (2001)
[2] Galasiu and Veitch (2006)
[3] J. Veitch (2006)