Eine ökologisch, ökonomisch aber auch nutzerbezogen nachhaltige Büroumgebung zu planen und herzustellen ist nicht nur bei Neu- sondern auch bei Innenausbauten eine grosse Herausforderung. Es gilt dabei bereits in den frühen Planungsphasen des Bau- bzw. Innenausbauprojekts eine grosse Zahl verschiedenartiger Kriterien zu beachten, diese bei Zielkonflikten gegeneinander abzuwägen und dabei gesetzliche und finanzielle Vorgaben einzuhalten, projektspezifische Herausforderungen zu bewältigen und mit Fachleuten aus unterschiedlichsten Bereichen effizient und konstruktiv zusammen zu arbeiten[1]. Es ist naheliegend und unumgänglich, dass hierbei auch Schwierigkeiten auftreten.
Idealerweise würden neben Bauherren und Architekten bzw. neben Workplace-/ Facility Managern und Innenarchitekten vom Beginn der Entwurfsplanung an bis zum Abschluss des Bauprojektes alle relevanten Fachplaner und Stakeholder (z.B. Licht-, Akustik- und Energieplaner, Luftqualitäts-, Gebäudeautomationsexperten, Arbeitspsychologen, Change Manager aber auch alle relevanten Akteure der späteren Nutzer) ihr Wissen in die Gebäude- bzw. Büroplanung einbringen. In der Praxis ist das natürlich nur sehr beschränkt möglich und äusserst schwierig und entsprechend kommen in vielen Bau- und Innenausbauprojekten gerade nicht-technische, nutzerorientierte Planungsüberlegungen zu kurz oder zu spät, was dann in der Betriebsphase erhebliche Beschwerden und Kosten verursacht.
Hilfestellungen, um etablierte Nachhaltigkeitskriterien im Bau dennoch bereits in frühen Planungsphasen zu berücksichtigen sind entsprechende Normen, Empfehlungen und Leitfäden (z.B. SIA112, KBOB-Empfehlungssammlung, dieser Leitfaden des Workplace Management Teams der ZHAW), Nachhaltigkeits-Zertifizierungssysteme (mit Fokus ökologische Nachhaltigkeit im Bau: Minergie, LEED, BREEAM; mit Fokus ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit im gesamten Gebäudelebenszyklus: SGNI bzw. DGNB, SNBS) und Instrumente (bspw. Simulationssoftware). Weniger etabliert aber bezüglich nutzerorientierter Nachhaltigkeit und Akzeptanz des Ergebnisses mitentscheidend ist unter anderem auch eine systematische nutzerorientierte Bedarfsanalyse.
Hilfsmittel existieren selbstverständlich auch für Betreiber und Nutzer ebenfalls in Form von Normen, Empfehlungen (z.B. der SUVA, EKAS-Box), Leitfäden (dieser Leitfaden für nachhaltige Bürogebäude, Leitfaden für gesundheitsförderliche Büroräume), Bestandszertifikaten (z.B. Bestandszertifikat Bürogebäude der SGNI) und Instrumenten.
Die genannten Hilfsmittel alleine garantieren aber noch keinesfalls die Entstehung von erfolgreichen, ganzheitlich nachhaltigen Büroumgebungen. Der Erfolg komplexer, von Zielkonflikten geprägter, interdisziplinärer Bauprojekte steht und fällt mit den Zielsetzungen des Bestellers, mit der Zusammensetzung, der Motivation, den Fach- und insbesondere auch Sozialkompetenzen des Planungsteams und mit der späteren effektiven Nutzung der Büroräume. Unter anderem aus diesen Gründen lassen sich positive Effekte von Nachhaltigkeits-Zertifizierungen auf Komfort, Gesundheit und Arbeitsleistung von Bürogebäudenutzenden auch kaum empirisch nachweisen.
[1] Vgl. beispielsweise Voss, Löhnert, Herkel, Wagner, and Wambsganß (2006)