Eine gute Lichtsituation ist für Gebäudenutzende ein entscheidender Beitrag zum psychischen Wohlbefinden[1] und vermindert physische Beschwerden wie Erschöpfungssymptome und Augenbeschwerden. Tageslicht ist für die Nutzenden wertvollerer als das Kunstlicht, weil das Spektrum, der Farbverlauf und die Intensität des Tageslichts den zirkadianen Rhythmus unterstützen[2].
Doch nicht nur für die Nutzenden ist die Lichtsituation entscheidend. Auch bezogen auf Energieverbräuche gewinnt die Thematik zunehmend an Bedeutung: Moderne Bürogebäude sind sehr gut isoliert, entsprechend wenig muss geheizt werden, wodurch der prozentuale Anteil der Beleuchtung am Gesamtenergieverbrauch von neuen Bürogebäuden in den letzten Jahren drastisch gestiegen ist. Investitionen in eine gute Tageslichtverfügbarkeit und Reduktion der künstlichen Beleuchtung lohnen sich also immer mehr, wenn es um die Erreichung staatlich geforderter oder selbst auferlegter Energieverbrauchsreduktionen geht. Die Herausforderung besteht heute darin, Energieeffizienz und Nutzerkomfort in Einklang zu bringen. Die folgenden Empfehlungen sollen hierbei behilflich sein.
Aus Gründen der mitarbeiterorientierten und ökologischen Nachhaltigkeit sollte also die Tageslichtnutzung als Teil des Beleuchtungskonzepts für Eigentümer, Bauherren und Planer hohe Priorität erhalten. Entsprechend gilt es, bei der Planung von Bürogebäuden und ggf. entsprechenden Architekturwettbewerben den Lichtkomfort nicht ästhetischen Gesichtspunkten wie der Aussenwirkung der Fassade unterzuordnen.
Zu beachten ist, dass nebst der Gebäudeausrichtung und –umgebung (andere Gebäude, Bäume, Pflanzen), sowie der lokalen Topographie auch die Tiefe der Räume, die Beschaffenheit der Gebäudehülle bzw. der Fassade und die Verortung der verschiedenen Haupt- und Nebennutzflächen einen grossen Einfluss auf die nutzerrelevante Tageslichtsituation im Gebäude haben kann. Zudem ist es ratsam, so früh als möglich das Nutzungskonzept der Räume zu ermitteln und Fläche, Höhe, Platzierung, Anzahl, Verglasung und Art der Fenster sowie Lichtschächte und ggf. auch Atrien daran anzupassen ohne aber dabei die Nutzungsflexibilität des Gebäudes zu vernachlässigen. Kritisch bei Gebäuden mit umfassender Tageslichtnutzung ist immer auch der effiziente, blendfreie und gleichmässige Lichteinfall und entsprechend wichtig sind gut funktionierende, intuitiv verständliche Sonnenschutz-, Blendschutz- und Lichtlenksysteme. In der Planung und im Bau von Bürogebäuden muss die künstliche Beleuchtung insofern berücksichtigt werden, als dort die Weichen für deren präzise zentrale Steuerung mittels der Gebäudeleittechnik gelegt werden. Alles weitere, was die künstliche Beleuchtung betrifft, wird in der Regel erst während des Innenausbaus relevant.
Von Betreiberseite kann im Hinblick auf eine angenehme Lichtsituation insbesondere positiv Einfluss auf den Innenausbau genommen werden. Die oberste Devise lautet auch hier: möglichst viel, gleichmässige, blend- und spiegelungsfreie Tageslichtnutzung, die auch Schutz vor allzu starken Kontrasten bietet. Konkret sollte beim Innenausbau darauf geachtet, werden, dass das Tageslichtkonzept des Gebäudes berücksichtigt bzw. nicht unterwandert wird, dass das Bürolayout den Tageslichterfordernissen angepasst wird und, dass in der Regel helle, aber nicht spiegelnde und gleichzeitig kontrastfreie Oberflächen realisiert werden. Eine ideale künstliche Beleuchtung kombiniert direkte und indirekte Beleuchtung, ist automatisch und zuverlässig auf den Tageslichteinfall abgestimmt sowie blendfrei, aufgaben-, alters- und arbeitsortgerecht und kann einfach übersteuert werden. Um Blendungen durch Sonnenlicht und unnötige Sicht- und Tageslichteinschränkungen zu vermeiden, können Optimierungen am Verschattungs-, Blendschutz- und Lichtlenksystem vorgenommen bzw. eine Information der Nutzenden über deren Funktionsweise durchgeführt werden. Im Zusammenhang mit der Vermeidung von störenden Reflexionen im Bildschirm ist es zudem hilfreich, Arbeitsplätze so auszurichten, dass Nutzende mit der Körperseite zum Fenster sitzen. Idealerweise helfen Lichtplaner, die komplexen Anforderungen an eine nutzergerechte Beleuchtungssituation zu erreichen.
[1] Leather, Pyrgas, Beale, and Lawrence (1998); Newsham et al. (2009); J. A. Veitch, Charles, Farley, and Newsham (2007)
[2] Edwards and Torcellini (2002); licht.de