Massnahmen zur Luftfeuchteerhöhung nur dann umsetzen, wenn Messungen die Schilderungen der Nutzenden bestätigen |
Die Fähigkeit des Menschen zur Wahrnehmung der relativen Luftfeuchtigkeit ist sehr beschränkt und manchmal kann das Empfinden der Raumluft als zu trocken auch andere Ursachen als die Raumluftfeuchte haben (z.B. können Partikel in der Raumluft, Bildschirmarbeit oder Zugluft zu Augenbeschwerden führen, die fälschlicherweise auf Lufttrockenheit zurück geführt werden)a href="#1">[1]. Entsprechend sind Massnahmen zur Steigerung der Raumluftfeuchte nur dann angezeigt, wenn aussagekräftige Messungen dies auch bestätigen können.
[1] von Hahn (2007)
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Von Nutzenden geschilderte Komfortprobleme sind auch dann Ernst zu nehmen, wenn sich die Nutzenden bezüglich der vermuteten Ursache irren. Meist liegt tatsächlich ein Problem vor - einfach nicht immer da, wo es die Nutzenden vermuten.
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Temperatur-Setpoints im Winter aufgrund interner Lasten nicht zu hoch einstellen |
Die Lufttemperatur im Winter liegt in Schweizerischen Bürogebäuden oft oberhalb der Empfehlungen (aufgrund Unterschätzung der internen Lasten, Problematik von schwankender Belegung, Geräteverwendung und Aussentemperatur). Falls die Raumlufttemperatur im Winter tatsächlich zu hoch ist, wird empfohlen, diese schrittweise und geringfügig, auf keinen Fall abrupt und drastisch zu reduzieren. Senkung der Temperatur durch Lüftung ist energetisch wenig nachhaltig. Selbstverständlich wäre aber eine auf Wetter- und Belegungsprognosen gestützte Heizungs- bzw. Kühlungssteuerung wünschenswerter.
Von einer Information der Nutzenden über eine Temperatursenkung ist eher abzuraten bzw. eine allfällige Information ist gut zu durchdenken. Eine Ankündigung der Senkung kann zu unerwünschten Placeboeffekten oder der Sensibilisierung der Nutzenden auf die Temperaturthematik führen. Dies wiederum hätte zur Folge, dass bei einer Ankündigung der Senkung mehr Beschwerden gemeldet werden als wenn die Senkung nicht angekündigt wird.
Im Zusammenhang mit der Wahl von Temperatursetpoints empfehlen wir zudem auch, Anpassungen auf Wunsch von Gebäudenutzenden nur dann vorzunehmen, wenn entsprechende Beschwerden repräsentativ sind und andere Massnahmen keine Wirkung zeigen. Andere Massnahmen können sein: Die Nutzenden können bei Beschwerden auf Ihre Handlungsmöglichkeiten im Bereich Kleidung hingewiesen werden. Ebenfalls dürfte eine Information über die energetischen Vorteile von nicht allzu hoher Raumtemperatur und über die Regel der Orientierung am Allgemein- und nicht am Individualwohl der Nutzenden eine toleranz- und akzeptanzfördernde Wirkung haben.
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Ursache für zu trockene Luft eruieren |
Nicht immer ist die Ursache von Luftrockenheitsproblemen von Beginn weg klar. Zu trockene Luft im Winter kann verschiedene Ursachen haben: beispielsweise die Einstellung und Funktion einer allfälligen Befeuchtungsanlage, zu hohe Lufttemperatur im Gebäude, Dauer-Kipplüftung im Winter, undichte Fenster- und Türfugen, geringere Belegung als ursprünglich geplant, zu hoher Luftvolumenstrom der Lüftung etc. Für die Ursachenanalyse wird empfohlen Hygrometer zu verwenden, den Verlauf der Luftfeuchtigkeit kontinuierlich zu beobachten und daraus die Ursache der zu trockenen Luft zu erschliessen.
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Reduktion von internen Wärmelasten durch elektrische Geräte |
Nicht selten machen Bürogeräte einen beträchtlichen Anteil der verbrauchten Endenergie in Bürogebäuden aus und tragen so auch in nicht zu unterschätzender Weise zu den internen Wärmelasten dieser Gebäude bei. Sie stellen damit einen möglichen Ansatzpunkt dar, wie allfällige zu hohe Raumlufttemperaturen reduziert werden können. Handlungsmöglichkeiten sind:
- Ausschalten von nicht benötigten Geräten und wenn immer möglich, der Beleuchtung (intelligente Standby-Technologie; eventuell Nachrüstung von Tageslicht- und Anwesenheitssensorik)
- Verwendung von energieeffizienten Geräten und Beleuchtung (aktuelle Angaben zu energieeffizienten Geräten finden sich unter www.topten.ch)
- Abschirmung/ Separierung/ Verlagerung in unkritische Zonen von Geräten mit grosser Hitzeproduktion (insbesondere Server)
- Abführung der Abwärme direkt beim Gerät über gut funktionierende Lüftung (z.B. existieren entsprechende Dock-In-Stations und Leuchten).
Falls mit diesen Massnahmen allein die sommerlichen nicht aber die winterlichen Innenraumtemperaturen gesenkt werden sollen, so muss beachtet werden, dass dadurch im Winter ein besserer Wärmeschutz nötig werden kann.
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Dies spart ggf. nicht nur Stromkosten sondern auch Investitions- und Betriebskosten für Klimaanlage
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Zu hohe Raumtemperatur vermeiden |
Effektiv zu niedrige Raumluftfeuchte kann die Folge zu hoher Raumtemperatur sein. Entsprechend sollte bei messtechnisch bestätigten Lufttrockenheitsproblemen darauf geachtet werden, dass der Büroraum nicht überheizt wird. Dies deshalb, weil bei erhöhter Innenraumtemperatur und gleich bleibender absoluter Luftfeuchte die für den Nutzer entscheidende relative Luftfeuchte sinkt. Bei der Wahl des Temperatur Setpoints sind ggf. auch die anfallenden internen Lasten zu beachten.
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- Geringerer Energieverbrauch
- Ggf. Beschwerden der Nutzenden, die sich an wärmere Temperatur gewöhnt haben
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Systematische Nacht- und frühmorgendliche Lüftung in allen nicht einbruchsgefährdeten Räumen |
Idealerweise wird die Möglichkeit der Entladung der thermischen Masse eines Gebäudes mittels natürlicher Lüftung in den Nacht- und Morgenstunden bereits in der Gebäudeplanung angegangen[1]. Bei fensterbelüfteten Bestandsgebäuden mit Problemen beim sommerlichen Wärmeschutz sind aber auch entsprechend organisatorische Massnahmen denkbar: Beispielsweise muss die Lüftung zur Auskühlung im Sommer nicht zwingend morgens von den jeweils ersten Nutzenden im Gebäude ausgeführt werden. Es kann auch eine klare Verantwortlichkeit für systematische Nacht- und frühmorgendliche Lüftung definiert werden. Z.B. können Personen, die ohnehin im Support tätig und während der Nacht oder frühmorgens im Gebäude sind, diese Aufgabe übernehmen. Zu beachten ist, dass nur einbruchssichere (nicht im Erdgeschoss befindliche) oder beaufsichtigte Räume auf diese Art und Weise gelüftet werden sollten.
[1] Richter (2014a)
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Nacht- und Morgenlüftung sorgt auch dafür, dass geruchsaktive Stoffe, die von Bau- und Innenausbaumaterialien, Möbeln etc. über Nacht emittiert werden, mehrheitlich abgeführt werden.
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Senkung der Luftwechselrate |
Es ist möglich, dass ein Gebäude aufgrund zu grossen Luftaustauschs (Abführung feuchter Innenluft, Zuführung trockener Aussenluft) zu niedrige Luftfeuchtewerte aufweist. Die Gefahr hierfür ist besonders bei niedrigen Aussentemperaturen gross. Bei solchen Aussenbedingungen kann es in Gebäuden mit Lufttrockenheitsproblemen eventuell sinnvoll sein, die Luftwechselrate zu reduzieren.[1]
[1] Steinemann (2010)
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Geringerer Energieverbrauch aber niedrigere Luftqualität
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Förderung des kompetenten Umgangs mit dem Gebäude, so dass Wärmelasten reduziert werden |
Nutzende bringen nicht nur durch ihre Anwesenheit Wärme ins Gebäude sondern haben je nach Gebäudeautomationsgrad noch weiteren Einfluss auf die Wärmeentwicklung im Gebäudeinneren: Durch Übersteuerung der Verschattung bei direkter Sonneneinstrahlung und/ oder sehr hohen Aussentemperaturen, durch Nutzung von Kunstlicht, durch Öffnung der Fenster bei Aussentemperaturen, die höher als die Innentemperatur sind und durch die Nutzung und Bedienung von elektrischen Geräten. Je besser Nutzende über die Konsequenzen solcher Verhaltensweisen Bescheid wissen, desto eher sind sie in der Lage und vermutlich auch motiviert auf eine komfortförderliche und energiebewusste Art und Weise mit dem Gebäude umzugehen. Dies sollte nicht dem Zufall überlassen, sondern aktiv gefördert werden. Vgl. auch aktive Betreiber-Nutzer-Kommunikationsstrategie.
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Dichtigkeit des Gebäudes erhöhen |
In nicht luftdichten Gebäuden besteht ein gewisser Luft- und damit auch Luftfeuchteaustausch zwischen Innen und Aussen. Dadurch kann die im Winter trockene Aussenluft ins Gebäudeinnere gelangen. Ggf. lässt sich die Luftdichtigkeit des Gebäudes erhöhen, beispielsweise durch Abdichten von Fenster- und Türfugen.
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Die Luftqualität könnte, falls Gebäude, Innenausbau, Möbel etc. verunreinigende Stoffe emittieren, aufgrund des geringeren Luftaustauschs leicht sinken.
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Lokale Luftbefeuchter einsetzen und gut warten |
Es existieren verschiedene Arten von lokalen Luftbefeuchtern: Zimmerbrunnen, Verdampfer, Verdunster und Ultraschallvernebler. Bei den letzteren ausser dem Zimmerbrunnen ist der erhöhte Energieverbrauch, der Bedarf zur regelmässigen Wasserbefüllung und die Gefahr der Keimbildung bei mangelnder Wartung zu bedenken. Ausserdem sollte am Gerät ein Hygrostat angebracht sein, damit die Befeuchtung stoppt, wenn der gewünschte Feuchtigkeitswert erreicht ist.
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- Erhöhter Energieverbrauch
- Unterhaltsaufwand
- Bei schlechter Wartung: Luftverunreinigung
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Nutzende auf eigene Handlungsmöglichkeiten hinweisen und dabei unterstützen |
Nutzende können bei zu trockener Luft darauf hingewiesen werden, dass durch genügendes Trinken, die Verwendung von Nasensprays und Augentropfen allfällige, durch zu trockene Luft ausgelöste Schleimhautprobleme gelindert werden können. Mit Vorteil werden auch Wasserspender, Nasenduschen, Nasensprays und Augentropfen zur Verfügung gestellt.
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- Problemursachen werden nicht beseitigt
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Aktive Betreiber-Nutzer-Kommunikationsstrategie |
Bürogebäudenutzende sind keine passiven Erdulder der Umgebung, in der sie sich befinden, sondern schätzen vorgesehene Einflussnahmemöglichkeiten und versuchen so oder so aktiv Bedingungen herzustellen, die sie persönlich als komfortabel erleben. Je nach Diskrepanz zwischen den persönlichen Bedürfnissen und der aktuellen Situation und je nach Wissen über die Funktionsweise des Gebäudes, werden seitens der Nutzenden unterschiedliche Strategien verfolgt, die beispielsweise das Klima angenehm, das Tageslicht ausreichend und die Zugluft weniger störend machen sollen: Unterscheiden lassen sich vorgesehene und nicht vorgesehene Möglichkeiten der Einflussnahme: Vorgesehene Möglichkeiten der Einflussnahme:
- Mitteilung von Wünschen an die Betreiber
- Nutzung von Thermostaten, Licht- und Storenschaltern, Lüftungsreglern und das Öffnen von Fenstern
- Nutzung von zur Verfügung gestellten Klimageräten
Nicht vorgesehende Möglichkeiten der Einflussnahme:
- Manipulation an Fenstern, Storen, Sensoren, Lüftungsauslässen etc;
- Verwendung privater klimabeeinflussender Geräte wie Ventilatoren, Heizgeräte, Kühlungsgeräte, Luftbe- und entfeuchter, Luftumwälzsäulen etc.
Das Problem bei allen Einflussnahmemöglichkeiten ist, dass diese nicht nur komfortoptimierend sondern je nach Bauweise des Gebäudes und nach effektivem Nutzerverhalten auch energierelevant und komfortsenkend sein können. Ebenso können undurchdachte Handlungen im Kontext der eigentlichen Arbeitstätigkeit (insbesondere undurchdachte Geräteverwendung) den Komfort im Gebäude massgeblich senken. Entsprechend empfiehlt sich für Betreiber, das Verhalten der Nutzenden nicht einfach geschehen zu lassen, sondern die Nutzenden aktiv über die Funktionsweise des Gebäudes und die Auswirkungen unterschiedlicher mit dem Gebäude verknüpfter Verhaltensweisen zu informieren. Die typischerweise verfolgte Strategie, den Nutzenden im Intranet ein Nutzerhandbuch zur Verfügung zu stellen, ist hierfür nicht ausreichend. Alternativ bieten sich an:
- Grundschulung zum Gebäudewissen bei Antritt einer Stelle bzw. bei Umzug in ein neues Büro. Dies könnte beispielsweise auch durch Sicherheitsbeauftragte übernommen werden, die mit Neuankömmlingen im Gebäude ohnehin einen Rundgang machen müssen. Eventuell könnten auch Nutzervertreter eingebunden werden.
- Einbezug von Supportpersonal (z.B. Facility Management) in die persönliche und direkte Wissensweitergabe an Nutzende
- Regelmässige Informationsmails oder Kommunikation über andere Medien, insbesondere zu Beginn der Heiz- bzw. der Kühlperiode und bei extremen Aussentemperaturen
- Einbezug von Führungspersonal in die Kommunikation und Umsetzung von Beschlüssen und Zielsetzungen zum Nutzendenverhalten
- Nutzende über die Auswirkungen ihres Verhaltens auf dem Laufenden halten: So werden Erfolge und Misserfolge transparent und Lerneffekte werden unterstützt. Voraussetzung ist aber, dass das Verhaltensfeedback so spezifisch, individuell und zeitnah wie möglich gegeben wird – dadurch kann es auf das eigene, spezifische Verhalten bezogen werden. Inzwischen sind beispielsweise bereits technische, intuitiv verständliche Feedbacksysteme auf dem Markt, die den Nutzenden in Abhängigkeit von den Innen- und Aussenbedingungen live Feedback über die energetischen und komfortbezogenen Auswirkungen ihres Verhaltens geben (vgl. beispielsweise visionarity.com).
- Um überhöhte Erwartungen an ein Gebäude und die vorhandenen Einflussnahmemöglichkeiten zu vermeiden und somit auch Akzeptanz von nicht zu 100% präferenzgemässen Bedingungen zu schaffen, sollten die Nutzenden offen und transparent über die Möglichkeiten und Grenzen des Gebäudes und der verbauten (Einflussnahme-)Technologie aufgeklärt werden.
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Zu bedenken ist, dass je nach Einflussnahme und Gebäude die Planbarkeit der Verbräuche sinkt.
Einflussnahmemöglichkeiten fördern die Nutzertoleranz.
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Verteilung der Frisch- und Abführung der verbrauchten Luft sicherstellen |
Auch hohe Luftaustauschraten bringen wenig, wenn die zugeführte Frischluft auf Hindernisse trifft (z.B. abgeklebte Lüftungsauslässe, vor Auslässen positionierte Schreibtische) oder gleich wieder abgeführt wird und so nicht alle kritischen Punkte im Gebäude erreichen kann. Ebenso wichtig ist es, dass verbrauchte Luft aus dem Gebäude geschafft wird – aber auch das kann manchmal durch Hindernisse, schlechte Luftstromplanung, nicht planungsgerechte Nutzung etc. behindert werden. Es wird deshalb empfohlen, bei Luftqualitätsbeschwerden ggf. auch zu prüfen, ob die Lüftung mit dem vorhandenen Layout funktionieren kann bzw. mit der ursprünglichen Gebäudeplanung übereinstimmt. Damit die Planungskonzepte aber jederzeit zugänglich und verständlich sind, ist es wichtig, dass auf die Weitergabe des Wissens bezüglich Gebäudebetriebskonzept vom Planer zum Betreiber Wert gelegt wird.
In Bezug auf die effiziente Verteilung der Frischluft in Bürogebäuden über mechanische Lüftungssysteme wurde auch schon vorgeschlagen, Lüftungsauslässe pro Arbeitsplatz zu realisieren, die die Frischluft mit geringer Luftgeschwindigkeit und turbulenzfrei zielgenau zum Nutzer bringen.[1]
[1] Fanger (2001)
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Energie- und komfortrelevante Anpassungen in der Gebäudesteuerung aufgrund von Nutzerbeschwerden nur dann, wenn diese repräsentativ sind und andere Massnahmen keine Wirkung zeigen |
Es kommt häufig vor, dass Bürogebäude bezüglich Energieverbrauch und Nutzendenkomfort schlechter abschneiden als erwartet. Ein in der Regel nicht zu unterschätzender Faktor hierbei ist, dass nicht repräsentative Beschwerden einzelner Gebäudenutzender ein grösseres Gewicht bekommen, als ihnen eigentlich zustünde. Konkreter: Auf Druck von einzelnen beharrlichen Gebäudenutzenden oder einflussreichen Führungskräften werden seitens der Gebäudebetreiber Heizungs-, Kühlungs-, Lüftungs-, Be- und Entfeuchtungsanpassungen vorgenommen, die das Komfort- und Energiekonzept des Gebäudes unterwandern.
Damit nicht einzelne, nicht repräsentative Nutzerbeschwerden handlungsleitend werden und das Energie- und Komfortkonzept des Gebäudes untergraben, wird empfohlen, Beschwerden ausschliesslich über einen hinreichend kommunizierten Single Point of Contact entgegen zu nehmen. Die Beschwerden sollten systematisch dokumentiert und nicht konzeptkonforme energie- oder komfortrelevante Anpassungen nur dann vorgenommen werden, wenn die Beschwerden eine vorher zu definierende kritische Anzahl und Intensität erreichen und andere Massnahmen keine Wirkung zeigen. Diese Zurückhaltung bei der Durchführung energie- und komfortrelevanter Massnahmen sollte auch bei allfälliger massiver Einflussnahme durch einzelne Führungskräfte durchgesetzt werden – entsprechend sollte das Top Management wenn nötig hinter den Personen stehen, die die genannte Regelung durchsetzen müssen. Unabhängig davon, ob eine nutzerseitig gewünschte Steuerungsanpassung vorgenommen wird oder nicht, sollte die Beantwortung der Anfrage so schnell und nachvollziehbar wie möglich erfolgen.
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Lüftungsfilter und –auslässe auf Verunreinigung prüfen und ggf. reinigen/ ersetzen |
Paradoxerweise sind nicht selten auch mangelnde Wartung ungünstige Steuerung der Lüftungs- und/ oder Befeuchtungsanlage der Grund für verunreinigte und als schlecht wahrgenommene Luft. Insbesondere verunreinigte Filter, Lüftungsauslässe und Wärmetauscher sowie Luftrezirkulation senken die Luftqualität. Entsprechend sollte auf Wartung und Steuerung der Lüftungsanlage grosser Wert gelegt werden. Unter Umständen kann es sich lohnen, präventive Wartungsprozesse zu definieren und durchzuführen. Dies kann unter anderem folgende Bereiche betreffen: Funktion der Klimaanalagen und Angemessenheit der Luftströme überprüfen; Unterlagen zu Steuerung, Wartung, Fehlerbehebung der gebäudetechnischen Anlagen bereitstellen; regelmässig aussagekräftige Luftqualitätsmessungen durchführen.
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Arbeitsplätze vor Luftzug und Kältestrahlung schützen |
Es ist gut möglich, dass es in Bürogebäuden einzelne Arbeitsplätze gibt, die ungünstig im Einflussbereich von Lüftungsauslässen und anderen Luftströmen (Treppenhaus, Notausgänge, häufig geöffnete Fenster, sich an den Wänden und Fenstern abkühlende und dadurch fallende Luft, aufeinander prallende Zuluftströme) platziert sind. Es wird empfohlen, solche Arbeitsplätze systematisch zu identifizieren (Messungen in Kopf-, Körper- und Fusshöhe) und umzuplatzieren oder zu schützen. Sehr aufwändig anzufertigen aber trotzdem sinnvoll wären 3-D-Visualisierungen oder Simulationen der Luftströmungen im gesamten Büroraum. Wie oben angedeutet führt Kältestrahlung von schlecht isolierten Fenstern zur Abkühlung der Luft, worauf diese fällt und so Zugluft generiert. Hierzu ist noch zu erwähnen, dass auch die Kältestrahlung selbst die thermische Behaglichkeit der betroffenen Nutzenden senkt.
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Quellen von Luftverunreinigung eruieren |
Stoffe, welche die Luftqualität objektiv beeinträchtigen, können chemischer oder biologischer Natur sein. Chemische Verunreinigungen umfassen organische und nicht-organische Gase und Dämpfe (z.B. CO2, flüchtige organische Verbindungen, Formaldehyd), Feinstaub (z.B. Fasern wie Asbest und Mineralwolle oder alveolengängige Stoffe aus Kopiermaschinen) und radioaktive Partikel und Gase (z.B. Radon). Zu den biologischen Verunreinigungen in der Raumluft gehören beispielsweise Mikroorganismen, Schimmelpilze, Sporen, Allergene und Bakterien. Die Quellen für solche Verunreinigungen sind ebenso vielfältig:
- Durch Verkehr und Industrie verschmutzte Aussenluft
- Stoffe, die durch Nutzerverhalten erzeugt werden (Tabakrauch, Bürogeräte, Hygieneartikel)
- Baustoffe z.B. Isolationsmaterial, Wand- und Bodenbeläge, Farben, Leim, Tapeten etc.
- Möbel
- Gebäudeunterhalt: Ungenügend gewartete Lüftungsanlagen (verunreinigte Filter und Auslässe) und Befeuchtungssysteme, Reinigungsmaterialien
Unter den wichtigsten Verunreinigungsquellen in Bürogebäuden finden sich Bodenbeläge, Leime, Farben, Wachs, Bürogeräte, Reinigungsmittel, Filter, Befeuchter, Wärmetauscher, Lüftungsauslässe, Konsumentenprodukte (Deodorants, Parfüme etc.), umliegender Strassenverkehr und gebäudenahe Industrie[1]. Ein besonderes Augenmerk sollte auf jene Quellen gelegt werden, denen Nutzende unmittelbar und über längere Zeit ausgesetzt sind, z.B. Personal Computer.[2]
Der Forschungsstand bezüglich der Schädlichkeit der oben genannten und in Bürogebäuden vorkommenden Stoffe lässt leider bis heute nur wenige klare Handlungsanweisungen zu. Der Grund dafür liegt in messtechnischen Problemen, widersprüchlichen Forschungsergebnissen aber auch äusserst komplexen Effekten (verschiedene Stoffe scheinen erst in Interaktion miteinander geruchsaktiv bzw. schädlich zu sein). Dennoch hat man versucht, für verschiedene Stoffe, zu denen vergleichsweise klarere Evidenz vorhanden ist (z.B. Formaldehyd), Grenzwerte festzulegen (vgl. in der Schweiz die MAK-Werte der SUVA oder auf internationaler Ebene beispielsweise die Guidelines der WHO zur Innenraumluftqualität). Zu beachten ist, dass damit in der Regel nur Gesundheitsgefährdung vermieden werden soll. Diskomfort durch beispielsweise Geruchsbelästigung ist in solchen Referenzwertquellen eher selten ein Thema.
Mittels genauerer Abklärungen der Beschwerden, Generierung von Hypothesen und anschliessenden aussagekräftigen Luftqualitätsmessungen können Ist-Werte erhoben werden, die mit bestehenden Referenzwerten verglichen werden können.
[1] P. Bluyssen et al. (1996)
[2] Destaillats, Maddalena, Singer, Hodgson, and McKone (2008)
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Bei zu kühlen Temperaturen am Morgen Heizungsleistung früher am Tag hochfahren oder Akzeptanz der Nutzenden dafür fördern |
Aufgrund von Energieeffizienzüberlegungen wird die Heizungsleistung in vielen Gebäuden nachts und über das Wochenende zurückgefahren. Dadurch kann es vorkommen, dass die Innenraumtemperatur zu Wochenbeginn zu Recht als unangenehm kühl empfunden wird.
Falls möglich könnte als Massnahme die Heizungsleistung am Morgen erhöht bzw. bereits früher hochgefahren und anschliessend mit steigender Belegung und Aussenlufttemperatur wieder etwas reduziert werden. Zudem könnte sich auch der verstärkte Einbezug von Wetterprognosen und Anwesenheitserfahrungswerten bezahlt machen.
Eine Alternative hierzu wäre auch, dass man versucht mithilfe geeigneter Informationen über die energieeffiziente Funktionsweise des Gebäudes die Akzeptanz der Nutzenden für etwas geringere Temperaturen zu Wochen- und Tagesbeginn zu fördern.
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- Erhöhter Energieverbrauch
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Lokalisierte Emmissionsquellen isolieren und verunreinigte Luft gezielt abführen |
Wenn Emmissionsquellen bekannt sind, ist es ratsam, diese nach Möglichkeit zu entfernen oder in separaten, gut belüfteten Räumen aufzustellen und die verunreinigte Luft gezielt abzuführen.
Ein viel praktiziertes Beispiel hierfür sind Drucker und Kopiergeräte. Obwohl aufgrund des heutigen Forschungsstandes nicht abschliessend beurteilt werden kann, inwiefern sich die Emissionen von Druckern, Kopiergeräten und Tonern (Feinstaub und VOCs) auf den Komfort und die Gesundheit von Büronutzenden auswirken, sollen an dieser Stelle die wichtigsten relevanten von der SUVA publizierten Vorsorgemassnahmen genannt werden:
- Drucker und Kopiergeräte in separaten, genügend grossen und gut belüfteten Räumen aufstellen
- Geräte gemäss Herstellerangaben verwenden (Positionierung des Geräts, Tonermarke- und Wechsel, Umgang mit Papierstaus etc.)
Während durch Drucker und Kopierer ggf. sogar Schadstoffe emittiert werden, entstehen durch Kochen oder durch das Aufwärmen mitgebrachter Speisen in der Regel zwar keinerlei Gesundheitsgefährdung dafür aber Geruchsbelästigung im Büroraum. Auch dieser kann vorgebeugt werden, indem Teeküchen oder grössere Pausenzonen durch Wände von Arbeitsplätzen abgegrenzt werden.
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Temperaturunterschied zu aussen im Sommer nicht mehr als 8 °C |
Falls eine Klimaanlage vorhanden ist, wird empfohlen, die Kühlung im Sommer so einzustellen, dass die Innentemperatur nicht mehr als 8 °C unterhalb der Aussentemperatur liegt. Dies deshalb, weil bei einem noch grösseren Temperaturunterschied Luftbewegungen ausgelöst werden, die über das zur Kühlung erwünschte Mass hinausgehen.
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Bei und nach Renovationen spezielle Lüftungsmassnahmen ergreifen |
Bei Renovationen werden oft luftverunreinigende Stoffe freigesetzt. In Anlehnung an Shaw (2005) wird deshalb folgendes empfohlen:
- den betroffenen Gebäudebereich luftdicht abschirmen, so dass keine verschmutzte Luft in normal genutzte Bereiche gelangen kann
- entsprechende Räume im Sommer durch windabgewandte Fenster lüften
- Luftaustausch durch tragbare Abluftventilatoren unterstützen
- Nach der Renovation nach Möglichkeit hohe Luftwechselrate verwenden
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Handlungsmöglichkeiten im Bereich Kleidung fördern |
Mit einer Policy, die eine freie Kleidungswahl erlaubt, kann den Gebäudenutzenden mehr Kontrolle über ihr thermales Komfortempfinden gegeben werden.
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Auf künstlich erzeugten Düften im Büroraum aktuell noch verzichten |
Windlinger et al. (2015) nehmen zur Möglichkeit, künstlich erzeugte Düfte im Büroraum einzusetzen, wie folgt Stellung:
„Olfaktorik und künstlich erzeugte und im Raum verteilte Düfte sind im Retailbereich seit langem Standard. Seit neuestem wird dieses Thema auch im Büroumfeld als möglicher Einflussfaktor auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden diskutiert. Die technischen Schwierigkeiten, die sich mit individuell in verschiedenen Raumzonen zu verteilenden Duftstoffen verbinden, der hohe betriebliche Aufwand, die damit verbundenen Kosten und nicht zuletzt die auf die auf eine gesunde natürliche Arbeitsumgebung ausgerichteten Ansprüche der Mitarbeitenden haben bisher dafür Sorge getragen, dass diese Technik in Büroräumen noch keine Verbreitung gefunden hat. An dieser Stelle soll von einem Einsatz in Arbeitsplatzbereichen abgeraten werden. Als individuell durch die Nutzenden zu steuernde Option in abgeschlossenen Sonderräumen wie z.B. einer Ruhezone kann Olfaktorik durchaus eine Rolle spielen, auch hier sei auf die damit ggf. verbundenen Interessenslagen unterschiedlicher Nutzender und die Herausforderungen des Betriebes hingewiesen.“
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Auf die Bauweise des Gebäudes abgestimmter Innenausbau |
Bei massiver Bauweise (beispielsweise Beton, Kalksandstein, Gips, Natursteine) kann die durch direkte Sonneneinstrahlung erwärmte Innenraumluft ihre Wärmeenergie an die Baumasse übergeben (wo sie gespeichert wird), so dass sich der Raum selbst weniger schnell aufheizt. In der Folge ist weniger oft Verschattung und Kunstlicht nötig und damit häufiger Tageslichtnutzung möglich. In diesem Zusammenhang ist auch dem Innenausbau Beachtung zu schenken, da Elemente wie Akustikplatten, dicke Teppiche, Wandtafelungen, Doppeldecken etc. zum Teil isolierend wirken und dazu führen können, dass die ursprünglich geplante Aufnahme der Wärmeenergie durch die Baumasse nicht wie geplant stattfinden kann. Der Raum heizt sich auf und man ist auf Verschattung und Kunstlicht angewiesen und generiert interne Wärmelasten.
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Teilweise dienen auch Stützen als massive Bauteile, welche überschüssige Wärme aufnehmen können. Diese sollten aber aus der Perspektive der Flexibilität bei Veränderungen eher in die Fassade integriert sein.
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Pflanzen aufstellen |
Pflanzen im Büroraum werden mit einer ganzen Reihe von positiven Effekten auf das Wohlbefinden von Gebäudenutzenden assoziert. Einige der Effekte sind grösser, andere kleiner und nicht alle sind eindeutig nachgewiesen. Entsprechend lässt sich auch kaum sagen, ob sich entsprechende Investitionen und Unterhaltsaufwände tatsächlich lohnen. Theoretisch lassen sich aber alle Effekte gut begründen, deshalb seien sie an dieser Stelle auch explizit erwähnt:
- Gemäss einigen (auch experimentellen) Studien erhöht das Vorhandensein von Pflanzen Wohlbefinden, die Kreativität und Aufgabenleistung von Menschen in Räumen. Je nach Methodik der Studie wurden diese Effekte aber auch nicht bestätigt.[1]
- Bestimmte Pflanzen (z.B. Zyperngras) können die Luftfeuchtigkeit im Büroraum über das Verdunsten des Giesswassers via die Blätter besonders gut regulieren. Bei niedrigen Luftfeuchten geben solche Pflanzen viel und bei höheren Luftfeuchten kaum Feuchtigkeit ab. Der Effekt der Luftfeuchteerhöhung ist dabei nicht nur theoretisch begründbar sondern auch tatsächlich empirisch nachgewiesen (bei einem Raum mit 74m3, 23 Grad, einer Luftwechselrate von 0.3, guter Beleuchtung und bedarfsgerechter Giessung ergab sich eine durchschnittliche Erhöhung der relativen Luftfeuchte von 1,73% pro Pflanze)[2]. Allerdings ist zu beachten, dass in der Praxis häufig höhere Luftwechselraten eingesetzt werden und die Effekte der Belegung, des Lüftungs- und Heizungsverhaltens sowie der Baukörpergestaltung weitaus grösser sind. Die Vorteile von Pflanzen gegenüber lokalen Luftbefeuchtern sind der wegfallende Energieverbrauch, die bessere Hygiene durch Befeuchtung in Gas- anstatt Tröpfchenform und die Geräuschlosigkeit.
- Eine Erhöhung der im Winter typischerweise niedrigen Luftfeuchte in Büroräumen, hängt zusammen mit dem Rückgang von Beschwerden wie Trockenheit der Haut, Reizung der Augen, Müdigkeit und Erkältungssymptomen
- Eine Erhöhung der im Winter typischerweise niedrigen Luftfeuchte in Büroräumen, führt ausserdem dazu, dass Menschen auch vergleichsweise niedrige Lufttemperaturen noch als komfortabel wahrnehmen. Auf diese Weise lassen sich theoretisch auch Heizkosten und Heizenergie sparen.
- Desweiteren können Pflanzen bestimmte geruchsaktive oder gesundheitsgefährdende Substanzen (Stäube, VOCs, CO2) aus der Luft entfernen und so zu einer verbesserten Luftqualität beitragen[3]
Umsetzen lassen sich Innenraumbegrünungen bspw. über grüne Topfpflanzen angrenzend an Verkehrsflächen, ein grünes Atrium, einen Business Garden aber auch über begrünte Innenwände.
[1] Bringslimark, Hartig, and Patil (2009)
[2] Köhler, Kohlrausch, and Röber (2004)
[3] Torpy, Irga, and Burchett (2015); Wood et al. (2006)
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- Je nachdem grosser Unterhaltsaufwand.
- Bei schlechter Wartung: Allergien
- positive ästhetische Wirkung
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