Beschreibung der 26 untersuchten Bürogebäude anhand der Befragungs- und Messergebnisse
Die 26 untersuchten Bürogebäude können insgesamt als qualitativ hochwertig bezeichnet werden. Auf Ebene der objektiven Messungen liegen sie fast durchwegs innerhalb der gängigen Empfehlungen zur Innenraumqualität. Auffällig in nahezu allen Gebäuden ist einzig die hohe Temperatur bzw. die auch von den Nutzern beklagte relativ niedrige Luftfeuchtigkeit im Winter sowie die zu hohe Sprachverständlichkeit. Die Abbildungen 3a bis 3d veranschaulichen diesen Befund.
Auch auf Ebene der Nutzerbewertungen finden sich zu Komfort, Gesundheit und Arbeitsleistung mehrheitlich positive Ergebnisse: Im Bereich Komfort konnte insbesondere eine hohe Zufriedenheit mit den Lichtverhältnissen und mit der Ästhetik des Arbeitsplatzes festgestellt werden. Optimierungspotenzial besteht aus Sicht der Nutzenden in den Bereichen Luftqualität, Privacy/ Lärm und Einflussnahmemöglichkeiten. Im Bereich Gesundheit (Erschöpfungs-, Haut-, Atemwegs- und Augenbeschwerden), Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit fallen die durchgehend positiven Bewertungen der Nutzenden auf. Ein weiterer interessanter Aspekt der Befragungsresultate ist, dass Komfortbewertungen zwischen den untersuchten Gebäuden viel stärker variieren als die eigentlichen Zielgrössen Gesundheit, Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit.
Faktoren, die am stärksten zur Vorhersage von Gesundheit, Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit beitragen
Das Ziel des Projekts war aber nicht nur die deskriptive Beschreibung der Gebäude in Form von Innenraumqualitätsmessungen und Nutzerbewertungen sondern es sollte insbesondere auch untersucht werden, welche spezifischen Faktoren aus den Kategorien Gebäudeeigenschaften (Zertifizierung, Büroraumgrösse, Lüftungsart etc.) und Messwerten (Temperatur, CO2 etc.) sowie Nutzerbewertung der Büroraumumgebung, des sozialen Arbeitsumfelds und der Arbeitsgestaltung den grössten Erklärungswert für verschiedene selbstbewertete nutzerorientierte Zielgrössen nachhaltigen Bauens haben (Arbeitsumgebungszufriedenheit, verschiedene Gesundheitsaspekte, Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit).
Die untenstehende interaktive Grafik illustriert die erhobenen Einflussfaktoren und Zielgrössen sowie die gefundenen Zusammenhänge. Zudem kann die Grafik als Navigationsmenü verwendet werden um entweder zu detaillierteren Forschungsergebnissen (Klick auf Zielgrössen) oder zu Handlungsempfehlungen pro Faktor (Klick auf Einflussfaktor) zu gelangen.
ACHTUNG: DIESE ZEILE NICHT ANPASSEN! ->[ReduzierteInteraktiveGrafik] <- ACHTUNG: DIESE ZEILE NICHT ANPASSEN!
Zusammenfassend zeigen die Datenanalysen, dass - sobald die Wahrnehmung der Nutzenden mitberücksichtigt wird - weder das Gebäude selbst, noch bestimmte Gebäudeeigenschaften, noch objektive Messwerte zur Innenraumqualität zur Vorhersage von Arbeitsumgebungszufriedenheit, Gesundheit, Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit der Nutzenden beitragen (deswegen sind diese Grössen in der oben stehenden Grafik auch nicht dargestellt). In praktisch allen Fällen sind es Nutzerbewertungen der Arbeitsumgebung, des sozialen Arbeitsumfelds oder der Arbeitsgestaltung, welche bedeutsam zur Vorhersage der genannten Zielgrössen nutzerorientiert nachhaltiger Bürogebäude beitragen und nicht die objektiv feststell- oder messbaren Eigenschaften des Gebäudes. Einzige Ausnahme ist die relative Luftfeuchte, welche – wenn sie niedrig ist – ein Risikofaktor für Atemwegsbeschwerden zu sein scheint.
Eine weitere übergreifende Aussage, die gemacht werden kann ist, dass für die Zielgrössen Arbeitsumgebungszufriedenheit und alle erhobenen Gesundheitsaspekte vor allem Arbeitsumgebungsbewertungen wichtig sind, während für die Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit hauptsächlich das soziale Arbeitsumfeld (Verhältnis zu und Unterstützung durch Kollegen und Vorgesetzte) sowie Merkmale der Arbeitsgestaltung (Vielseitigkeit, Ganzheitlichkeit, Handlungsspielraum, qualitative und quantitative Arbeitsbelastung) von Bedeutung sind. Trotz der letztgenannten Tendenz haben Arbeitsumgebungsbewertungen auf alle untersuchten Zielgrössen einen statistisch bedeutsamen Einfluss. Im Folgenden wird für alle Zielgrössen grob beschrieben, welche Arbeitsumgebungsurteile am meisten zu ihrer Vorhersage beitragen.
In Bezug auf Haut-, Atemwegs- und Augenprobleme sind vor allem Klimaempfindungen (zu warm/ schlechte Luft oder zu kalt/ Zugluft) von grosser Bedeutung, wobei Augenprobleme zusätzlich gehäuft mit negativen Lichtverhältnisbewertungen einher gehen. Erschöpfungssymptome sowie eine vergleichsweise niedrige Arbeitsumgebungszufriedenheit, Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit sind gemäss unseren Analysen überdurchschnittlich häufig gepaart mit als ungenügend eingestuften Möglichkeiten für Privatsphäre sowie einer negativen Bewertung der Ästhetik der Büroraumumgebung. In Bezug auf die Förderung der Arbeitsumgebungszufriedenheit und die Förderung der generellen Arbeitszufriedenheit wurde zudem die Zufriedenheit mit der Aussicht als nicht zu unterschätzender Faktor identifiziert.
Folgerungen für die Praxis
Basierend auf diesen Erkenntnissen lässt sich sagen, dass die Arbeitsumgebungszufriedenheit, Gesundheit, Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit durch nutzerorientiert nachhaltigen Bau und Betrieb von Bürogebäuden gefördert werden kann. Wichtig hierbei ist aber, dass bestimmte Gebäudeeigenschaftskonstellationen und normkonforme Messwerte zwar eine wichtige notwendige aber nie eine hinreichende Bedingung für nach heutigem Stand des Wissens effektiv komfortable, gesundheits- und leistungsförderliche sowie zufriedenstellende Arbeitsplätze sein können. Vielmehr ist umgebungsbezogen die ganz konkrete und kontextabhängige Umsetzung spezifischer Aspekte aus Nutzersicht (Zufriedenheit mit Klima, Beleuchtung, Aussicht, Ästhetik, Möglichkeiten für Privatsphäre etc.) entscheidend. Sicherlich kann aber mit guten Grundvoraussetzungen (ganzheitliche Gestaltung aus der Perspektive der Nutzenden; ausreichende Investitionen in mitarbeiterfreundliche Arbeitsumgebungen; Berücksichtigung, Überprüfung und kontinuierliche Optimierung von Nachhaltigkeitskriterien; Passung zwischen Gebäude und Nutzung; Optimierung der Kommunikation unter und zwischen Planern, Betreibern und Nutzern; Maximierung von Präferenzanpassungsmöglichkeiten und Akzeptanz des Gebäudes) eine gute Ausgangslage für solche Erfolge geschaffen werden.