In einem mehrjährigen von der KTI geförderten Forschungsprojekt wurde untersucht, welche Faktoren in Planung, Bau und Betrieb von Bürogebäuden Gesundheit, Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit von Gebäudenutzenden vorhersagen. Basierend auf den Forschungsergebnissen sowie in Zusammenarbeit mit weiteren Forschungsinstitutionen und Fachleuten aus der Praxis ist ein webbasierter Leitfaden für Nachhaltige Bürogebäude entstanden. Das Projekt, die Forschungsmethodik und -ergebnisse sowie Ziel, Struktur und Inhalte des Leitfadens sind untenstehend in aller Kürze beschrieben.
Alternativ steht Ihnen auch ein kurzes Einführungsvideo zur Verfügung.
Das Projekt „Qualität von nachhaltigen Bürogebäuden“ und dieser Leitfaden für Nachhaltige Bürogebäude
Nachhaltigkeit im Bau und Betrieb von Bürogebäuden ist aktuell ein bedeutendes Thema für viele Unternehmen – dies nicht zuletzt auch wegen zunehmender staatlicher Förderung und Vorschriften in diesem Bereich. Nebst Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit interessiert immer mehr auch die nutzerbezogene Nachhaltigkeit und verschiedene Normen, Labels, Instrumente und Empfehlungssammlungen helfen bei der Umsetzung. Trotzdem ist im Hinblick auf die Nutzungsqualität von Bürogebäuden noch viel Optimierungspotenzial vorhanden – unter anderem auch deswegen, weil die sich laufend weiterentwickelnden energieeffizienten Bautechnologien und –strategien auch auf die Nutzenden auswirken.
Das Ziel des Projekts „Qualität von Nachhaltigen Bauten“ und der durchführenden Forschungsteams der ZHAW, ETH und Chalmers University war es deshalb, neue forschungsbasierte, nutzungsorientierte Denkanstösse in die Diskussion und Praxis nachhaltigen Planens, Bauens und Betreibens von Bürogebäuden einzubringen und für die beteiligten Wirtschaftspartner aber auch die Öffentlichkeit in Form dieses webbasierten Leitfadens für nachhaltige Bürogebäude nutzbar zu machen.
Als Grundlage hierfür wurden die umfangreiche relevante Forschungs- und Praxisliteratur gesichtet und zudem umfassende Datenerhebungen in 26 verschiedenartigen Schweizer Bürogebäuden durchgeführt. Um die Qualität der aus den Datenanalysen und der Literatur abgeleiteten Empfehlungen zu sichern, wurden diese mehrfach mit dem Urteil der Wirtschaftspartner und von Fachexperten abgeglichen (vgl. Abbildung 1).
Abbildung 1
Das eigentliche Herzstück des Projekts war aber die Analyse der Daten aus den 26 Bürogebäuden, welche im nächsten Abschnitt kurz beschrieben wird.
Analyse von Daten aus 26 Bürogebäuden
Ziel der Datenerhebung und –analyse war es, zu identifizieren, welche Faktoren in Planung, Bau und Betrieb von Bürogebäuden zum Wohl der Nutzenden und der Unternehmung beitragen. Um solche Schlüsse ziehen zu können, wurden als wichtigste Zielgrössen nutzerorientiert nachhaltiger Bürogebäude die Arbeitsumgebungszufriedenheit, Gesundheit, Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit mittels Befragungen erhoben. Zwar nicht miterhoben aber immer mitgedacht wurden selbstverständlich auch immer ökonomische und ökologische Zielgrössen nachhaltiger Bürogebäude.
Daneben wurden aber auch zahlreiche potenzielle Prädiktoren (Einflussfaktoren) der oben erwähnten nutzerorientierten Zielgrössen erfasst. Diese wurden durch die Nutzung dreier unterschiedlicher Datenquellen erfasst:
- Wichtige Gebäudeeigenschaften erhoben anhand von Interviews mit den jeweiligen Objektverantwortlichen und Begehungen der Büros
- Verschiedene objektiv messbare Indikatoren der Innenraumqualität mittels kontinuierlicher, geräteunterstützter Aufzeichnung über eine Woche hinweg (insgesamt über 700000 Datenpunkte)
- Subjektive Bewertungen der Büroraumumgebung durch die Nutzenden mittels Befragungen (insgesamt über 6000 Teilnehmende)
Zudem miterhoben wurden aber auch nicht gebäudebezogene Einflussfaktoren wie die Merkmale der Arbeitsgestaltung und das soziale Arbeitsumfeld der Nutzenden.
Die anschliessend an die Datenerhebung durchgeführten Mehrebenenanalysen (statistisches Auswertungsverfahren) erlaubten es, zu identifizieren, welche der genannten Einflussfaktoren am stärksten zur Vorhersage von Arbeitsumgebungszufriedenheit, Gesundheit, Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit beitragen.
Einen Überblick über die untersuchten Einflussfaktoren und Zielgrössen gibt Abbildung 2. Die Ergebnisse der durchgeführten Datenanalysen hingegen sind Gegenstand des nächsten Abschnitts und eines eigenen Bereichs dieser Webseite.
[interaktiveInfografik]
Forschungsergebnisse
Die Ergebnisse der Datenanalysen und der Literatursichtung können detaillierter unter Forschungsergebnisse eingesehen werden Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass
- die Gestaltung des Bürogebäudes und des Büroraums einen wesentlichen Einfluss auf die Arbeitsumgebungszufriedenheit, Gesundheit, Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden hat. Wichtig sind aber auch nicht gebäudebezogene Faktoren wie das soziale Arbeitsumfeld und die Merkmale der Arbeitsgestaltung.
- die Nutzungsqualität eines Bürogebäudes aber nicht an bestimmten übergreifenden Gebäudeaspekten wie bspw. der Art der Lüftung, der Büroraumgrösse oder dem Grad der Automatisierung festgemacht werden kann
- die Einhaltung von Normen und Empfehlungen zur Innenraumqualität (Raumtemperatur, CO2, Feuchte etc.) zwar eine wichtige notwendige aber nie eine hinreichende Bedingung für nach heutigem Stand des Wissens hochwertig gestaltete Büroumgebungen ist
- die ganz konkrete bürobereichsspezifische Umsetzung von Aspekten wie Raumklima und Luftqualität, Beleuchtung, Aussicht, Privacy/ Lärm und Ästhetik sich in den Bewertungen der Nutzenden niederschlägt und letztere wiederum wesentliche Prädiktoren der Arbeitsumgebungszufriedenheit, der Gesundheit, der Arbeitsleistung und der Arbeitszufriedenheit von Gebäudenutzenden sind.
Diese und weitere Analyseergebnisse dienten zusammen mit Erkenntnissen aus der Literatur und Einsichten von Praktikern als Basis für die Formulierung der Empfehlungen im eigentlichen Leitfaden.
Ziel, Struktur und Inhalte des Leitfadens
Der Leitfaden wurde geschrieben für alle in Planung, Bau und Betrieb von Bürogebäuden und –räumen involvierten Fachleute aber auch für interessierte Laien. Gegliedert sind die Empfehlungen einerseits in themenspezifische Empfehlungen (zu den bereits genannten bedeutsamen Aspekten Raumklima und Luftqualität, Beleuchtung, Aussicht, Privacy und Lärm, Ästhetik, soziales Arbeitsumfeld und Charakterisitika der Arbeit) und andererseits in themenübergreifende Empfehlungen, von denen angenommen werden darf, dass sie alle genannten spezifischen umgebungsbezogenen Themen positiv beeinflussen. Zudem enthalten alle Empfehlungen jeweils zielgruppenspezifische Ausführungen: zum einen für Eigentümer, Bauherren und Planer und zum andern für Betreiber und Nutzer. Die Empfehlungen im Leitfaden sind aber nicht als Patentrezepte zu verstehen, sondern immer an die jeweils vorhandene Situation (gesetzliche Vorgaben, Gebäude- und Budgetrestriktionen sowie Arbeitsprozesse der Unternehmung, Kultur etc.) anzupassen.
Für zwei heute besonders praxisrelevante Themenbereiche wurde jeweils ein separater Bereich dieses Webseite reserviert: Unter ökonomischen Nutzen berechnen kann der finanzielle Wert nutzerorientiert gestalteter Büroumgebungen quantifiziert werden und unter aussagekräftig Messen finden sich Empfehlungen zum Vorgehen bei geräteunterstützen Messungen der Innenraumqualität.
Wir hoffen, dass Ihnen dieser Leitfaden dabei hilft, Bürogebäude und -räume zu planen, zu bauen und zu betreiben, welche über den Lebenszyklus betrachtet nicht nur ökonomisch und ökologisch nachhaltig sind sondern den Nutzenden auch ganzjährig ein komfortables, gesundes und arbeitsunterstützendes Arbeitsumfeld bieten.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viele Erkenntnisse beim Browsen der Webseite und jede Menge Erfolg beim Umsetzen in die Praxis!
Das gesamte beteiligte Forschungsteam der ZHAW, ETH und der Chalmers University
Lukas Windlinger, Holger Wallbaum, Marcel Janser, Thomas Leiblein, Annika Feige, Thomas Hofmann, Ying Ying Cui
Womit möchten Sie nun weiterfahren?
- Zusammenfassung der Forschungsergebnisse
- Zusammenfassung aller Empfehlungen
- Themenübergreifende Empfehlungen
- Themenspezifische Emfpehlungen